Iran Rundreise – Kulturreise durch das Alte Persien
Nahezu jedem Iran-Interessierten wird es ein Begriff sein – das sagenumwobene und geschichtsträchtige “Persien”. Persien bezeichnet das antike Großreich der Perser, welches sich von der Ägäis im Westen, über Ägypten im Süden bis nach Nordwest-Indien im Osten erstreckte. Bis in die heutige Zeit findet der Begriff “Persien” als Synonym für den Iran Verwendung. Der Begriff “Persien” entstand im 7. Jahrhundert v. Chr., als iranische Stämme in das Gebiet Pars bzw. “Fars” vorgedrungen sind. Im Griechischen prägte sich der Begriff “Persis” im Laufe der Jahrhunderte ein, der eben die geographische Region in West-Asien umschreibt. Das Kerngebiet des antiken Persien ist nahezu deckungsgleich mit dem heutigen Iran und liegt zwischen dem Kaspischen Meer im Norden und dem Persischen Golf im Süden. Im Westen wird das Gebiet durch das Zagros Gebirge begrenzt und im Osten bilden das Basin der Wüste Lut sowie die Bergkette Makran. Dessen hingegen leitet sich der Name Iran von dem altpersischen Begriff “Bum-i aryanam” ab und bedeutet so viel wie “Land der Arier”.
Was macht die Faszination über das antike Persien aus? Was verbirgt sich hinter der Fassade des historischen Persien? Aus welchem Grund lohnt sich eine Iran Rundreise? Der Iran ist eine der ältesten Kulturnationen unserer Erde. Das Land kann auf eine insgesamt knapp 9.000-jährige (!) Kulturgeschichte zurückblicken. Die frühesten archäologischen Funde datieren sogar bis in das Jahr 100.000 v. Chr. zurück. Von den Anfängen der ältesten Dynastien bis heute herrschen im Iran rund 50 Dynastien. Bereits sehr früh entwickelte sich im heutigen Iran eine Hochkultur. Darunter finden sich beispielsweise die Achämendien, die Sassaniden, die Abbasiden und die Muzaffariden – um nur einige wenige zu nennen. Für einen Reisenden der Gegenwart eignet sich eine Iran Rundreise, um den facettenreichen und überwältigenden Reichtum an persischer Geschichte zu entdecken und zu erleben.
Provinz Fars
Eine Iran Rundreise durch das alte Persien beginnt der Iran-Reisende idealerweise in der persischen Ur-Provinz: In der Provinz Fars. Die Provinz Fars befindet sich im zentralen Süden des Irans und ist flächenmäßig etwas größer als die Neuen Bundesländer. Fars kann als die “Wiege der persischen Kultur” gesehen werden. Hier entstand das Reich Elam, welches die erste Dynastie auf iranischem Boden war. Das Reich Elam bestand nahezu sagenhafte 3.000 Jahre. Es bildete sich ursprünglich um das Jahr 3.500 v. Chr. und hielt sich bis zum Jahr 569 v. Chr. In dem östlichen Teil des fruchtbaren Halbmondes – östlich des Flusses Tigris entwickelten sich die ersten Siedlungen: Anschan und Susa. Susa ist die mit Abstand älteste Siedlung Irans. Seine Ursprünge reichen sogar bis in die Jungsteinzeit zurück, genauer gesagt bis in das Jahr 7.000 v. Chr. Archäologen gelang es Siedlungsspuren bis in den besagten Zeitabschnitt zurückzudatieren. Heutzutage zeugen zahlreiche archäologische Ausgrabungsstücke wie Becher, Schüsseln und Skulpturen aus Ton und Stein von den Anfängen einer Zivilisation auf dem Gebiet von Susa. Die Stadt Anschan entstand um das Jahr 5.500 v. Chr. und ist 46 km nördlich des heutigen Shiraz im Zagros Gebirge gelegen. Anschan etablierte sich zu einem der wichtigsten Zentren von Elam und nahm eine Fläche von über 200 Hektar ein, die befestigt und ummauert waren. Damit war Anschan fünfmal so groß wie Susa. Etwa 100 km östlich von Susa befindet sich die elamitische Tempelanlage Chogha Zanbil. “Chogha Zanbil” bedeutet soviel wie “korbförmiger Hügel” Die Tempelanlage umringt in viereckiger Grundform den Tempel Hügel. Die Entstehung dieser Tempelanlage datieren Forscher auf das Jahr 1250 v. Chr.
Eine weitere wichtige historische Stätte ist die altpersische Residenzstadt Pasargadae. Pasargadae befindet sich ca. 130 km nordöstlich von Shiraz auf 1.900 m Höhe im Zagros Gebirge. Der achämenidische König Kyros II. baute Pasargadae zwischen 560 und 525 v. Chr. das ursprüngliche Heerlager als Festungsstadt aus. Pasargadae umfasst Palastbauten und einen Feuertempel mit Altären. Hier in Pasargadae befindet sich zudem das Grabmal von Kyros II.
Provinz Hamadan
Die Provinz Hamadan im Westen des Iran ist eine weitere besonders geschichtsträchtige Region. Sie war im Zeitraum von 728 v. Chr. bis 550 v. Chr. das Zentrum des Meder-Reichs, welches das erste iranische Großreich war. Der Kulturraum der Meder umfasste das heutige Iranische Kurdistan, Iranisch Aserbaidschan und Tabaristan, welches südlich des Kaspischen Meeres befindet. Dem Richter und Staatsmann Deioces gelang es die Meder-Stämme zu vereinigen. Die Meder-Stämme ernannten Deioces zum König. Seine erste Amtshandlung bestand darin eine neue Hauptstadt zu errichten. Er nannte seine neue Haupstadt Ekbatana, was soviel bedeutet wie “Versammlungsort” oder “Stadt für Alle”. Ekbatana zeichnete sich durch seine starke Befestigung aus. Deicos ließ eine beachtliche Befestigung von insgesamt sieben konzentrischen Stadtmauern errichten. In der Mitte der stark befestigten Stadt befand sich der Königspalast des Deioces. Deicos sollte für die darauffolgenden 53 Jahre die Macht innehaben und das Meder-Reich regieren. Ab dem Jahr 653 v. Chr übernahmen die Skythen die Macht im Meder-Reich und führten das Bogenschießen und Reiten zu Pferde ein. Die Skythen waren ein nomadisch lebendes Reitervolk, welches seinen Ursprung in den eurasischen Steppen nordöstlich des Schwarzen Meeres (auf dem Gebiet der heutigen Ukraine) hatte. In den Jahren 1913 und 1977 fanden umfangreiche Ausgrabungen statt. Zu bedeutendsten archäologischen Funden Ekbatanas zählen Keilschriftfunde sowie das goldene Rhyton (einhenkeliges Trinkgefäß) sowie die goldene Schale. Es ist heute im Teheraner Nationalmuseum ausgestellt.
Provinz West Aserbaidschan
Eine weitere bedeutende historische Region bildet West Aserbaidschan. Im äußersten Nordwesten des heutigen Iran finden sich zahlreiche historische Stätten. Dazu zählen Bastam, Tacht-i Suleiman, Hasanlu Tepe sowie Hajji Firuz Tepe. Bastam war laut Historikern bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Im Jahr 900 v. Chr. ging Bastam im Urartäischen Reiches auf und wurde als Festungsstadt ausgebaut. Tacht-i Suleiman – ins Deutsche übersetzt “Thron des Salomon” – liegt auf einem Travertinhügel in einer Höhe von 2.200 m. Die ursprüngliche achämenidische Siedlung vergrößerte sich in der Ära der Sassaniden. Tacht-i Suleiman etablierte sich zu einem zoroastrischen Feuerheiligtum, welches den Namen Atur Guschnasp trug. Die sassanidischen Perserkönige pilgerten zu diesem Ort, um hier vor großen Feldzügen religiöse Zeremonien abzuhalten. Seit dem Jahr 2003 ist Tacht-i Suleiman UNESCO-Weltkulturerbe. Hasanlu Tepe befindet sich nahe dem Grenzdreieck Iran-Irak-Türkei unweit des Urmiasees. Seine Ursprünge reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Die ersten Siedlungsspuren datieren auf das 6. Jahrtausend v. Chr. Hasanlu Tepe zeichnet sich insbesondere durch den 25m hohen Zitadellenhügel aus, gepflasterte Straßen, Befestigungsanlagen sowie durch eine Außenstadt. Der bekannteste archäologische Fund ist die Goldene Becher, den ein Team der University of Pennsylvania 1958 unter der Leitung von Robert Dyson hier fand. Hajji Firuz Tepe ist eine weitere historische Stätte, die ihren Ursprung in der Jungsteinzeit hat. Wie Hasanlu Tepe befindet sich der Ort ebenfalls in der Nähe des Urmiasees in einer Höhe von 1.300m über dem Meeresspiegel. Es wurde in der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. bewohnt und ist weltweit eine der ältesten Orte, an dem Weinproduktion erfolgte. Ausgrabungsfunde zeigten, dass Hajji Firuz Tepe zudem auch Siedlungsspuren aus der Kupfersteinzeit, der späten Bronzezeit und der Eisenzeit aufweist.
Persepolis
Das antike Persepolis bildet den Höhepunkt einer Iran Rundreise mit Fokus auf der persischen Geschichte. Persepolis ist die mit Abstand bekannteste historische Stätte des Iran. Im Jahr 520 v. Chr. gründete der achämenidische Großkönig Dareios I. die neue Hauptstadt der Perser mit dem Namen “Persepolis” in der historischen Provinz Persis (das heutige Fars). Gründungsort der Stadt war der Fuß des Berges Kuh-e Rahmat. Die Stadt entwickelte sich zu einem Knotenpunkt und Prachtstück der antiken persischen Hochkultur. Zu dieser Entwicklung trug maßgeblich der persische Großkönig Dareios I. bei. Dareios – auch “Dareios der Große” genannt, gilt neben Kyros dem Großen, als der einflussreichsten Herrscher des altpersischen Reiches. Er erneuerte die Reichsstrukturen auf besonders effiziente Weise. Seine Verwaltungsreformen hatten wahrscheinlich auch das Römische Reich beeinflusst, welches in etwa zeitgleich zum Achämeniden Reich in der Entstehung begriffen war. Zudem förderte Dareios Künste und die Architektur. Das Achämeniden Reich reichte in seiner Blütezeit von Ägypten bis zum Industal im heutigen Westpakistan. Damit war es das erste Weltreich der Menschheitsgeschichte mit der bislang größten flächenmäßigen Ausdehnung.
Die Terrasse von Persepolis mit Palastbauten hat eine Grundfläche von 455 mal 300 Metern. Eine Freitreppe führte von Westen durch das “Tor aller Länder”. Das Herzstück von Persepolis bildete die Apadana, was im altpersischen soviel wie “Palast” bedeutet. Die Apadana von Persepolis steht auf einem 2,60m hohen Sockel und misst 112 m im Quadrat. Hier empfing der Könige Besucher Der Palast beinhaltet hunderte von Reliefs und gilt damit als antikes Weltwunder.
Alexander der Große eroberte und plünderte Persepolis im Jahr 330 v. Chr. und zerstörte weite Teile der persischen Königsstadt. Im Jahr 1933 fanden erste Ausgrabungen unter der Leitung von Ernst Herzfeld statt. Persepolis ist seit dem Jahr 1979 als UNESCO Weltkulturerbe registriert. Bis in die heutige Zeit ist Persepolis ein kultureller Magnet und gilt als Identifikationsort für viele Perser.
Neben den bisher aufgeführten antiken und vorantiken Kulturstätten gibt es zahlreiche weitere prähistorische, vorantike und antike Kulturstätten, die auf einer Iran Rundreise besucht werden können. Dazu zählen Beispielsweise das rund 5.000 Jahre alte Stätte Tepe Sialk in der Provinz Isfahan, die größte prähistorische Stätte des Iran, Shahr e-Sookhteh im äußersten Osten des Landes und die Stadt Ramhormoz in der Provinz Khusestan. Daneben existieren viele weitere historische Stätten, die im Rahmen einer Iran Rundreise entdeckt und besucht werden können.
Nun sollte uns allen bewusst sein: Iran ist eine wahre “Goldgrube” für alle Geschichts-Interessierte. Eine über 9.000 Jahre alte Kulturgeschichte mit über 30 neolithischen, vorantiken und antiken Stätte verdeutlichen: Im Iran spielte sich ein bedeutender Teil unserer Weltgeschichte ab. Die Fülle an prähistorischen, vorantiken und antiken Stätten beflügeln die Fantasie von Geschichts-Liebhabern. Dem Iran-Interessierten sollte nun eines sonnenklar sein: Die Iranische Kulturgeschichte ist schier unfassbar und glänzt durch ihre atemberaubende und unbeschreibliche Vielfalt. Sobald sich ein Reisender dazu entschließt, im Zuge einer Iran Rundreise die historischen Stätten des Iran zu entdecken, begibt er sich auf eine faszinierende und magische Zeitreise. Mit Funden die bis in die früheste Altsteinzeit zurückdatieren und einer Kultur, die sich bereits 7.000 Jahre vor Christus entwickelte, stellen die Kulturschätze auf dem Gebiet des heutigen Iran einen ausgesprochen bedeutsamen Meilenstein der menschlichen Kulturgeschichte dar.